Fernsehen über TVHeadend, Kodi und Unicable

Eine der ungeklärten Fragen bei unserem Hausbau war bis zum Schluss der TV-Anschluss. Wir wollten auf dem Hausdach keine Sat-Schüssel haben (weil die Südseite eine PV-Anlage erhalten hat), daher sollte die eigentlich auf das Dach der Garage. Jetzt ist aber wie so oft die Garage gar nicht fertig geworden bis zum Einzug. Daher musste ich mir was anderes überlegen.


Klar war, dass ich irgendwie die Sat-Schüssel auf dem alten Haus mitnutzen will. Zwischen den Gebäuden liegen überall GBit-Ethernet-Kabel, so dass ich zunächst auf Sat>IP setzen wollte. Dazu habe ich mir einen Triax-Sat>IP-Server gekauft und diesen auf dem Dachboden des alten Hauses aufgestellt. Von dort ging es dann via Ethernet mit bis zu vier gleichzeitigen Streams an einen passenden Empfänger. Bei mir wäre das Kodi bzw. TVHeadend gewesen.

Bei dieser Lösung traten aber merkliche Aussetzer auf. Bei meinen Tests war übrigens nur ein Stream aktiv und der TVHeadend-Server war direkt am gleichen Switch angeschlossen, die Netzwerk-Geschwindigkeit kann also nicht wirklich als Grund dienen. Diese Lösung war also nicht zufriedenstellend.

Durch einen Blog-Eintrag von Dennis Klein bin ich dann auf eine andere Variante gekommen: Die DVB-Karte Max S8 von Digital Devices. DD ist ein deutscher Hersteller und wirbt zumindest für diese Karte mit Linux-Unterstützung in Form eines eigenen freien Treibers. Die Karte kann, wenn sie mit 4 Kabeln angeschlossen wird mit einem internen Multischalter bis zu 8 Tuner gleichzeitig aktivieren und so eben 8 Programme parallel empfangen.

Ich habe dazu beim Hersteller noch eine Rückfrage gehabt, bei der mir der Support gleich einen weiteren Vorschlag gemacht hat: Ich kann einen Unicable-Multischalter vor meiner eigentlichen Sat-Verteilung einbauen und dann mit einem Kabel meinen Server anbinden. Mit dieser Lösung können ebenfalls 8 Streams gleichzeitig empfangen werden und ich brauche nur ein Kabel. Das Kabel kann auch vergleichsweise lang sein. Ich habe dann gleich den Extremtest probiert und ein Sat-Kabel durch meine bestehenden Leerrohre bis ins neue Haus gelegt. Dort dann den Server mit der Max S8 aufgestellt und es kommt hier noch ausreichend Signalpegel an.

Die Installation gestaltete sich ein bisschen kompliziert, da ich erst durch Testen herausfand, dass unser LNB ein Quad-LNB ist, im Gegensatz zu einem Quattro-LNB (wer denkt sich eigentlich solche Bezeichnungen aus?!) und der Unicable-Multischalter damit nicht umgehen kann. Nachdem ich auf das Dach geklettert bin um den LNB auszutauschen ging danach dann alles.

Nach wenigen Tagen mit dem neuen Setup sind wir sehr zufrieden. Folgende Komponenten habe ich momentan in Betrieb:

  • Einen Inverto-Unicable-II-Multischalter zwischen LNB und dem bisherigen Preisner-Multischalter (Kosten: 149,- € plus neues LNB, ca. 20 €)
  • Einen Linux-Server (war vorher schon vorhanden) in dem ich eine DD Max S8 eingebaut habe (Kosten: 359 €)
  • Auf dem Server läuft TVHeadend als TV-Koordinator und Recorder
  • Am Fernseher ist ein RaspberryPi 2 angeschlossen (Raspi mit Gehäuse, SD-Card und Netzteil 55 €) und darauf OpenELEC mit Kodi installiert.
  • Für den Raspberry habe ich noch eine IR-Fernbedienung gekauft (15 €), die aber bei unserem Fernseher nicht notwendig ist, da der Raspberry über HDMI-CEC sehr gut gesteuert werden kann.

D.h. Gesamtkosten von ca. 600 € plus ein paar Meter Kabel und damit nicht teurer als eine eigene Sat-Schüssel mit Nebenkosten (Dachständer, Dach-Abdichtung, …) und eine Lösung die unglaublich flexibel ist. So kann der Server jetzt bis zu 8 Programme gleichzeitig verarbeiten, d.h. zu einem Fernseher streamen oder auf Festplatte aufzeichnen. Da wir das bei weitem nicht auslasten werden, kann ich da jetzt noch meine Eltern mit versorgen (die hatten bisher auch nur terrestrischen Empfang) und damit dort auch Sat- und Recorder-Funktion verfügbar machen. Selbst wenn die Kinder mal selbst fernsehen wollen, sollte dieses Setup noch bei weitem ausreichen.

Ich hatte schon frühe den Gedanken, die Coax-Verkabelung im Haus komplett weg zu lassen, habe es mich aber dann doch nicht getraut.  So haben wir jetzt einige Coax-Kabel, die vermutlich niemals irgend ein Signal transportieren werden.

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